Die Schule in Pirkenhammer
Unsere
Schule ist ein stattliches Gebäude mitten im Ort. Wann sie gebaut
wurde, konnte ich bis jetzt nicht herausfinden. Nur daß es 1878 einen
Schulförderverein gab, der sich den Bau einer Schule zur Aufgabe gemacht
hat. Also wird sie etwa zwischen 1880 und 1890 gebaut worden sein. Vorher
gab es eine Wanderschule im Gemeindeamt, welches man für diesen Zweck aufgestockt
hatte. Die Schule hatte vier Klassen, je 2 Klassenzimmer im 1. und 2. Stock.
Im Erdgeschoß war rechts der Kindergarten untergebracht. Links gleich
neben der Haustür war das Lehrerzimmer und dahinter die Wohnung vom
Hausmeister Weinmann. Wir hatten 2 Schulhöfe, den vorderen für
die Pausen, den hinteren zum Turnen, Spielen und für den Kindergarten
(s.unten). Im Kindergarten waren Tante Resi und Tante Gertrud zuständig.
In der Schule gab es die Lehrer Schubert und Krines. An Lehrer Krines kann
ich mich noch erinnern, daß er sehr streng war und Geige spielte.
Wenn er uns strafen wollte, gab es einen Schlag mit dem Geigenstock auf
die Finger. Im Krieg versäumten wir schon einiges, weil wir oft wegen
Bombenalarm in den Martinkeller gehen mussten und zum Ende die Schule mit
Flüchtlingen aus Schlesien belegt war. Nach dem Krieg war längere
Zeit überhaupt keine Schule bis die Tschechen wieder- vorerst nur
für tschechische Kinder - die Schule öffneten. Für die deutschen
Kinder bestand damals keine Schulpflicht. Nach einiger Zeit durften deutsche
Kinder freiwillig am Unterricht teilnehmen. Unsere Mutter schickte uns
deshalb wieder in die Schule. Leider sprach man dort nur tschechisch mit
uns und wir verstanden kein Wort. Mutter ging deshalb zu der tschechischen
Lehrerin und bat sie, uns doch in deutsch die Aufgaben zu erklären.
Da hat sie aber in ein Wespennest gestochen und bekam die böse Antwort:
"Wenn Sie sind in fremde Land, müssen Sie sprechen fremde Sprache"!
Das wiederum hat meine Mutter sehr empört und sie kam lange nicht
darüber hinweg, daß ihre Heimat für sie ein fremdes
Land sein soll. Nach unsrer Aussiedlung wurde ich in der neuen Heimat
auch noch versehentlich eine Klasse zu hoch eingestuft, sodaß ich
im ganzen nur 6 1/2 Jahre in die Schule gegangen bin, aber trotzdem aus
dem 9.Schuljahr entlassen wurde und bereits mit noch nicht 14 Jahren eine
Lehre begonnen habe.
Erst 2013 im Alter von 78 Jahren habe ich nach dem Tode meines Mannes meine Berufstätigkeit nach 64 Jahren und 2 Monaten beendet.
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