Das tägliche Brot !

Das tägliche Brot verdienten sich die Leute von Pirkenhammer nicht nur in der Porzellanfabrik. 


Die Kaffeemädchen vom Kaiserpark

Viele junge, noch ledige Mädchen arbeiteten während der Saison in Karlsbad. Sie waren als Bedienung in Restaurants oder Cafe`s, als Zimmermädchen in den Hotels oder als Verkäuferinnen in den vielen Läden beschäftigt. Allein im Kaiserpark (Geysirpark) waren im Sommer 70 Kaffeemoi(d)ler angestellt.

Ich weiß das von meiner Mutter, die neun Sommer lang bis zu meiner Geburt dort beschäftigt war.  Sie alle hatten ihre Stammkundschaft, die Jahr für Jahr zur Kur in Karlsbad weilte und sich immer von denselben Kaffeemädchen bedienen liessen. Viele junge Frauen kamen auch von den umliegenden Dörfern und hatten täglich einen weiten Fußmarsch vor und nach der Arbeit zurück zu legen. Es gab weder Fahrrad, Auto oder Bus. Andere, die noch weiter weg wohnten, suchten sich eine Schlafgelegenheit z.B. in Pirkenhammer. Da die meisten Familien im Ort selber nur Küche und ein Zimmer hatten, war das alles sehr beengt. 

Während der Kaiserzeit vor 1918 wurden auch viele junge Mädchen nach Ungarn oder Oesterreich geschickt, um dort bei reichen Familien als Haushaltshilfe oder Köchin zu arbeiten. Auch das war kein leichtes Leben. 
Pirkenhammer war also hauptsächlich ein Arbeiterort mit knapp 2000 Einwohnern. Landwirte gab es nur fünf im Ort. Das bergige Gelände und der Boden eignete sich nicht für Ackerbau und Viehzucht. Es gab ein paar Ziegen und Hühner. Auch das Haus meines Großvaters Nr.19 soll früher ein Bauernhaus gewesen sein. Eine Scheune hinter dem Haus diente als Kohlenlager für die Bäckerei meines Großvaters. Auch ein kleiner Schweinestall war noch da, in diesem hat meine Großmutter Gänse gehalten. Damals wurden die Gänse noch gestopft, damit sie bis Weihnachten schön fett wurden. Man hielt die Gänse zwischen den Knien fest und stopfte ihnen kleine Würstchen aus Kleie in den Hals. Das war natürlich Tierquälerei und wurde später verboten.


Autowerkstatt Weimann in Donitz

Für die Männer gab es aber noch eine Arbeitsmöglichkeit bei uns im Ort und zwar die Firma Krautzberger, welche Farbspritzapparate herstellte. Mein Vater hatte bei Fa. Weinmann in Donitz Autoschlosser gelernt und war dann in den 30er Jahren arbeitslos wie viele andere Männer auch. Danach konnte er bei Fa. Krautzberger als Feinmechaniker arbeiten bis zu seiner Einberufung zur Wehrmacht im Jahre 1940.


Die Belegschaft der Firma Krautzberger


Mein Vater an seinem Arbeitsplatz

Man muss sich auch wundern, wie viele kleine Geschäfte und Handwerker bei uns existieren konnten (s.u. Geschichte/Dokumente Seite 4). Sie waren zwar nicht reich, aber hatten ihr Auskommen. Auch Gastwirtschaften und Ausflugslokale gab es mehr wie genug.
 

Theresia Kern, die "Kalterer Resi" (1896), aus Untertrossau ging, wie viele andere Frauern, "mit der Milch ins Karlsbod"


Frau Marie Klier aus Pirkenhammer trug viele hundert Körbe schöner Blumen nach Karlsbad.

Von Funkenstein, Donawitz oder Trossau kamen täglich die Milchweiber, die mit dem Handwagen oder mit dem Buckelkorb die frische Milch bis nach Karlsbad brachten und an Haushalte verkauften. Auch Blumen wurden körbeweise in die Stadt gebracht und dort verkauft. 
Gleich neben uns war der Gemüseladen von Frau Wenig. Als Kinder kauften wir dort für 10 Pfg eine Scheibe Melone oder eine Salzgurke aus dem Fass. 
Sicher gab es auch Frauen, die sich mit Heimarbeit ihr Geld verdienten. So kann ich mich an Frau Kugler erinnern, die Spitzen klöppelte. Es gab 10 Schneider und 8 Schuster – ein Zeichen dafür, dass die Leute gut zu Fuß waren. Die Schuhe wurden neu besohlt und nicht weggeworfen. Mein Großonkel Franz Striebl war Sprudelsteinschleifer. Diesen Beruf gab es nur bei uns und er ist jetzt ausgestorben. Auch ein Taxi gab es bei uns, Besitzer war Herr Fischbach. Obwohl nur wenig Autos fuhren, hatten wir auch eine Autowerkstatt im Ort. Sie gehörte August Mayer. 
Alle waren beschäftigt und hatten ihr Einkommen, wenn es auch manchmal hinten und vorne nicht reichte. Mein Großvater musste öfters anschreiben, wenn die Leute ihr Brot nicht bezahlen konnten. 

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